Samstag, 24. Dezember 2011

O Palmenbaum, O Palmenbaum

"O Palmenbaum, O Palmenbaum,
wie grün sind Deine Blätter.

Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein auch im Winter im schönsten Kleid

O Palmenbaum, O Palmenbaum "

Wir wünschen allen von Herzen ein wunderschönes Weihnachtsfest!

Ob Sonne oder Schnee, mögen wir uns auf den Ursprung von Weihnachten besinnen und das ganze Drumherum mal ganz anders gestalten. 


Eure Familie Wittmer

Dienstag, 13. Dezember 2011

Weihnachtssterne gratis

Heute grüßen wir alle, die sich als Besonderheit zur Adventszeit Weihnachtssterne gegönnt haben. Diese beliebten Blumen wachsen in Hülle und Fülle hier auf unserem Gelände als wunderschöne große Sträucher. Pünktlich zum Dezemberanfang haben sie zu blühen begonnen und schmücken uns die so ganz andere karibische Adventszeit.
Es will in der Familie Wittmer einfach keine Weihnachtsstimmung aufkommen bei der täglichen Sonne :-) Gerade deswegen ist es lustig den Ursprung einer europäischen Tradition zu entdecken und das begehrte Exotische nicht mehr extra einkaufen zu müssen, sondern im Vorgarten zu haben.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Ganz ursprünglich: ein wirklich überraschender Nikolaus

In der haitianischen Kultur kennt man die Tradition von St. Nikolaus nicht und da  seit vielen Jahren keine Europäer mehr hier im Kinderdorf gelebt haben, kennen die jüngeren Kinder diesen Festtag ebenso nicht. Also war es zum ersten Mal ein wirklich überraschender Nikolaus, der seine Papiersternenkörbchen mit allerlei Leckereien in die Betten unter die Moskitonetze der friedlich schlummernden Kinder verteilte. Morgens gab es dann ein freudiges lautes Erwachen mit allerlei Erstaunen und Entzücken und gaaanz vielen Fragen wer denn wieso nun diese Geschenkchen gebracht habe und ob denn dieser Nikolaus nun täglich zu Besuch käme und und und  :-)

Eine Mutter gab ganz goldig zur Antwort, dass sie manches leider nicht beantworten könne, da der Nikolaus deutsch gesprochen hätte und sie rein gar nichts verstanden habe und so sollen die Kinder bitte Martina befragen, da sie vielleicht mit ihm habe sprechen können.
So versammelte ich alle nach der Schule und erzählte die Geschichte des St. Nikolaus.

Wie schön ist es jemanden zu beschenken, der so wenig hat, nichts erwartet und sich so riesig über liebevolle Kleinigkeiten freut! 

- Ein wunderschöner Nikolaustag-

Freitag, 2. Dezember 2011

Haiti - die Perle der Antillen

Für alle, die noch ein bisschen überlegen, ob sie uns besuchen wollen, hier eine Motivationshilfe:

Jacmel, Haiti




Donnerstag, 1. Dezember 2011

Ein freudiges Wiedersehen


Im Februar 2011 bekam Familie Bazin, eine alleinerziehende Frau mit 7 Kindern, fast unerwartet ein Haus vom HABITAT-HT-Projekt. Unerwartet, weil Sie, Frau Carmel Degramond Bazin, bereits die Hoffnung verloren hatte, dass sie von uns nochmal kontaktiert werden würde. Aber dann, als es nach einigem hin und her los gehen durfte, konnte die Bautruppe um Eddy Ewert, Martin Dietle, Martin Stegmann, Frantz und Guirlo Pierre 100%ige Arbeit leisten und in nicht mehr als 3 Wochen ein schmuckes HABITAT-HT Haus auf dem Gelände der Bazins in Carrefour errichten. Zur Erinnerung, Carrefour war vom Erdbeben sehr stark betroffen. Sehr viele Menschen hatten ihre Häuser verloren, darunter ebenfalls die Bazins und die gesamte Nachbarschaft. Der Bedarf ist enorm. Wir können leider nur Einzelnen helfen. Diese Hilfe hat Bazins erreicht. Am Montag 21. November durfte ich diese tolle Familie mit einem Besuch überraschen. Ich liebe diese Überraschungsbesuche, bei denen man dann sehen kann, wie die Hilfsempfänger mit dem Häuschen umgehen. Die HABITAT-HT Häuser sind schöne Häuser, die aber auf Grund des Holzbaus viel Pflege brauchen. Eine Familie, die schlecht erzogene Kinder hat, die mit viel Wasser sudelt, kann nicht in diesem Haus leben. Bazins hingegen pflegen es offensichtlich und beobachten, wo sich Ungutes anbahnt. Das hilft uns wiederum, kleine konstruktive Mängel auszumerzen. Rudy Bazin, der Älteste von den Jungen, hat mir folgendes geschrieben (Übersetzung):

„Ein Haus in PAP ist etwas fast unmögliches. Deswegen wissen wir Bazins sehr gut das große Geschenk zu schätzen, welche uns über die Lebensmission erreicht hat. Wie wichtig dieses Haus für uns ist, sehen wir insbesondere, wenn die Sonne hoch am Himmel steht und wir uns im kühlen Haus aufhalten können. Wenn es regnet können wir beruhigt schlafen. Wenn Besuch kommt, haben wir Platz, um sie zu empfangen (HABITAT-HT Leute übernachten immer wieder bei Bazins, wenn sie In Carrefour Dinge zu erledigen haben.)
Wir hatten ein Haus in konventioneller Bauweise, 5 Zimmer und eine Terrasse, das nach dem Erdbeben auf ein einziges Zimmer reduziert werden musste. Es war unmöglich zu zehnt darin zu leben. Wir schliefen wie Hühner auf der Stange. Das schlimmste war, dass es keine Aussicht gab, diese Wohnsituation zu ändern. Das bedeutet, dass dieses Geschenk wie eine Rettung für ein dürres Land gewesen ist, dass auf den  Regen wartete.
Wir können nun komfortabel schlafen, ohne uns zu stapeln. In der Nachbarschaft werden wir nun mehr geachtet, nachdem einige schon angefangen hatten sich über uns lustig zu machen: „Schau mal! Zu zehnt in einem Zimmer.“ Manche dachten, wir würden bis an unser Lebensende so hausen.
Wir sind der Lebensmission und alle denen, die diese große Arbeit finanziert und durchgeführt haben von Herzen dankbar.“

Tatsächlich konnte ich bei meinem Überraschungsbesuch diese Dankbarkeit und Freude dieser Familie erleben. Sie sind finanziell nicht besser gestellt als zuvor- daran arbeiten wir noch- aber sie haben ein hochwertiges Dach über dem Kopf, das Ihr treuen Spender ihnen finanziert habt. HABITAT-HT und die Lebensmission bedankt sich auf diesem Wege herzlich bei Euch! Ihr helft uns, um einigen Familien nachhaltig zu helfen.

Euer Dieufort



Mittwoch, 23. November 2011

HABITAT-HT Büro

Inzwischen durften wie das neue HABITAT-HT Büro einweihen, das sich auf dem Kinderdorfgelände der Lebensmission in Gonaives/ Haiti befindet.
Das ursprüngliche Büro der Lehrwerkstatt wurde für diesen Zweck renoviert und mit einem schönen langen Schreibtisch ausgestattet, an dem bis zu 4 Personen gleichzeitig Platz finden. Aktuell arbeiten dort Dieufort Wittmer als Projektleiter und Dipl. Bauingenieur, Guirlo Pierre als haitianischer Architekt, Frantz Pierre als Bauschreiner, sowie 4 Tage pro Monat die haitianische Buchhalterin Manette Charles im HABITAT-HT Büro.
Internetanschluss und Festnetzleitung gewähren eine flüssige Kommunikation zwischen dem haitianischen Büro und dem Rest der Welt. Dank der großzügigen Spende von ITK, stehen uns zudem 2 HABITAT-HT- Laptops zur Verfügung; an dieser Stelle nochmals ein herzliches "Mèsi anpil!".


Montag, 21. November 2011

Die ganze Geschichte des Autokaufes

In Deutschland scheint ein Autokauf das Einfachste von der Welt zu sein: Du klärst Deinen speziellen Bedarf und Deine individuellen Wünsche, konsultierst Gebrauchtwagenhändler oder das Internet, suchst das entsprechende Gefährt aus, begutachtest es vor Ort, handelst den Preis aus, bezahlst und gehst zur entsprechenden Behörde, um es auf Deinen Namen anzumelden.  Ab dem Aussuchen und Bezahlen, dauert der restliche Vorgang in Deutschland höchstens einen Tag. Ich bin bereits im Voraus von verschiedenen Personen  gewarnt worden, dass diese Angelegenheit in Haiti dahingegen sehr  zeitraubend und noch mehr nervenaufreibend sein würde. Leider hatten die Personen entweder untertrieben, oder ich hatte einfach sehr viel Pech als Diaspora-Haitianer mit Zeitdruck und somit als eine potenzielle Geldeinnahmequelle für schlechtbezahlte Beamte.
Für unsere Montagetätigkeit  ist ein zuverlässiges Baufahrzeug unbedingt notwendig. Damit müssen allerlei Materialien eingekauft und unser Werkzeug sicher aufbewahrt werden, während der Baustelle. Zudem werden wir wohl öfters darin nächtigen, da die bedürftigen Familien uns selten eine Schlafgelegenheit bieten können. Leider wird in Haiti allerlei Schrottreifes aus den USA angeboten und ein neues Fahrzeug können wir uns schlichtweg nicht leisten. So verbringen wir Wochen mit der Suche, die sich in einem Radius von mehreren 100 Km befindet. Eines Tages schienen wir einen guten Fang zu machen, lediglich der Preis über stieg die ursprüngliche Planung. Durch die vielen Ausländer ist die Nachfrage auf dem haitianischen Automarkt deutlich gestiegen, ohne eine entsprechende Angebotssteigerung,  sodass sich dies direkt auf den Preis niederschlägt. Nach zwei Wochen Hin und Her und viel Zureden, hatte ich den Zuschlag für 12.500 USD. Doch später sollte sich herausstellen, dass somit nur eine der kleinsten Hürden genommen war. Die haitianische Verwaltung  ist wohl die schwierigste der Welt. Um kaufen und verkaufen zu können, muss ich eine gewisse Steuernummer „Matricule Fiscale“ vorweisen. Die bekomme ich von der Generalverwaltung für Finanzangelegenheiten ausgestellt. Eine Sache, die nicht mehr als eine halbe Stunde dauern kann, sofern der Beamte willens ist. Wenn nicht... :
·         Seit Jeane und Hanna funktioniert diese Behörde in Gonaives nur provisorisch. Als „Ausländer“ mit nicht haitianischem Ausweis, kann Gonaives mir somit dieses Papier nicht ausstellen. Ich musste also nach St. Mark, eine Stadt ca. 40-50 km entfernt.   Dieses Papier kostet laut Staat 50 HTGD. 1 Std nach der morgendlichen Öffnung gibt es angeblich keine Antragsformulare mehr und ich muss über eine eigens für diesen Zweck errichtete Unterverwaltung mit Zwischenmännern gehen. Für 500 HTGD den ein Mittelsmann bekommt, darf ich doch mit dem Direktor der Abteilung sprechen. Der will aber mindestens 1000 HTGD, da ich keinen haitianischen Pass habe. Der Tag ist nun fast vergangen, angeblich können die Herren das Papier nicht eingeben. Er muss das System überlisten. Stimmt alles nicht, es ist nur um eine erneute Geldforderung zu rechtfertigen. Da ich nun Europäer bin, keine Zeit und Lust habe, morgen nochmal anzustehen, kostet mich das nochmal 2000 HTGD. Dann schließt sich eine fingierte Anhörung an: was ich hier tue, warum ich einen deutschen Pass habe, ich könnte ein Terrorist sein,…schlussendlich bekomme ich kurz vor Ladenschluss um 16 Uhr meine Matrikelnummer.  Die Rechnung lautet natürlich „50 HTGD bezahlt“ . Immerhin. 

Jetzt kann der Kauf des LKWs auch offiziell vollzogen werden. Erst muss der Vorbesitzer Versicherung und Verkehrsschilder machen lassen, eine Vignette für das laufende Jahr kaufen und mir das alles auf Papier transferieren, damit ich als Fahrzeughalter eingetragen werde. Das hört sich einfach an, aber dafür müssen wir insgesamt 4 Tage nach St. Mark. Selbst die Polizei verlangt für einen kostenlosen Dienst  1000 HTGD vom Verkäufer und das gleiche für den Käufer.  Meine Geduld hat sich gelohnt. So haben wir einen Kleinlaster als Baustellenfahrzeug, wen es interessiert: ein Isuzu NPR, Turbodiesel , Intercooler, Baujahr 1994, klimatisiert, insgesamt ein sehr guter Zustand, nur eben etwas teuer in der Anschaffung. Da das Geld für den Kleinlaster privat vorfinanziert wurde, wollen wir über zusätzliche Fahrten für andere Personen ein Teil des Geldes wieder hereinholen. 

Mit dem privaten Fahrzeug, das wir per Fahrtenbuch ebenso als Geschäftswagen für HABITAT-HT nutzen, hatte ich sehr viel Pech und Lauferei von Beginn an. Entweder war das versprochene Fahrzeug nicht zu sehen, oder der Verkäufer brauchte es doch noch, oder ich hatte nicht schnell genug meine Zusage nebst Anzahlung gemacht, so dass das auserwählte Gefährt ohne weitere Ankündigung anderweitig verkauft wurde. Dieses Fahrzeug machte mich buchstäblich krank und anstatt mich zu erholen, fuhr ich an zwei Tagen mit hohem Fieber wiedermals in die Hauptstadt. Natürlich war der Verkäufer trotz vorheriger Beteuerung nicht gekommen und ich musste unverrichteter Dinge wieder abreisen. Am nächsten Morgen nochmal in die Hauptstadt, aber diesmal bekam ich ein Auto vorgeführt, dass ich seit Donnerstag dem 17.11.2011 mein Eigen nennen kann. Ein Ford Ranger Pickup, Diesel, Baujahr Ende 2007. Insgesamt ein gutes Auto.

Sonntag, 20. November 2011

Darf ich vorstellen: unser Kleintransporter



Es war wirklich eine schwere, langwiedrige und schweißtreibende Geburt; doch nun trägt er unseren Namen ... der Kleintransporter von HABITAT-HT.

Montag, 7. November 2011

ein Fährtchen durch Haiti...

Ein Fährtchen durch Haiti... schöne Strände neben unvorstellbarer Armut. Mir drängt sich sehr häufig die Frage auf : "Wie kann ein Mensch nur unter diesen Umständen leben bzw. überleben??"
Ein würdevolles Leben - was ist das?

-Nein, bitte keine hochphilosophischen europäischen Antworten!-

Ein würdiges Dasein in Haiti bedeutet:
- Mama und Papa bzw. eine liebevolle Familie zu haben
- ein dichtes Dach über dem Kopf
- eine Matratze zum Schlafen
- keinen Hunger
- sauberes Trinkwasser
- Schutz vor Ausbeutung und Gewalteinwirkung
- Wechselkleidung
- sich nicht in der kompletten Öffentlichkeit duschen bzw. die Notdurft verrichten zu müssen
- den Schulbesuch finanzieren zu können
- einer bezahlten Arbeit nachzugehen
- ein Lebensumfeld zu haben, das man sauber halten kann und somit Krankheiten eindämmt (das ist in den staubigen dörfern und Städten gar nicht so leicht zu finden)
- bei Krankheit einen fachkundigen Arzt konsultieren zu können
,...

Maximal 20 % der Bevölkerung erreicht in Haiti diesen Standard an Lebenswürde.

Welche Antwort läge wohl uns Europäern auf der Zunge???

Sonntag, 30. Oktober 2011

Geduld, Gelassenheit und eine Portion Humor

Immer wieder erleben wir mit unserer deutschen Mentalität Frust: wir sind es gewohnt, dass Dinge zeitlich planbar, effektiv umsetzbar, Materialien verfügbar und andere Institutionen zuverlässig sind.
Unsere Autosuche ist ein gutes Beispiel dessen, dass wir hier jedoch lernen müssen, uns in  einem ganz anderen Kontext zurechtzufinden. Ganze 7 Tage fuhr Dieufort jeweils in die Hauptstadt, um die im Internet oder durch Mittelsmänner angepriesenen Autos anzusehen. Dreimal davon war das besagte Auto dann gar nicht da, zweimal handelte es sich um einen überhöhten Preis oder ein ungeeignetes Fahrzeug für die Bautruppe. Einmal war er erfolgreich, er tätigte eine Anzahlung, damit der Verkäufer den Papierkram erledigt und der Verkauf besiegelt sei. Doch bei der geplanten Abholung war kein Auto mehr da: bereits an jemand anderen verkauft. Mitgeteilt wurde ihm dies natürlich erst direkt vor Ort. Solche Dinge halten sehr auf, rauben unglaublich viel Zeit und frusten, da wir die kostspieligen Fahrten hätten sparen können, wären die Aussagen der Verkäufer wahrheitsgetreu und zuverlässig gewesen.
Auch in näher gelegenen Städten waren wir auf Autosuche, doch leider bekommt man häufig Fahrzeuge angeboten, die eine größere Reparatur nötig hätten, um dann erst einsatzfähig zu sein.
Nun haben wir wiederum eines per Zusage und wir hoffen nächste Woche die Papiere zu bekommen, um es definitiv zu kaufen... man wird sehen.

Mich beeindruckt da die Gelassenheit der Haitianer! Sie sind durch diesen Lebenskontext wahre Künstler bezüglich Improvisationen und Flexibilität. Man nimmt so manches mit Humor, da es sich nicht lohnt sich darüber zu ärgern. Langfristige Planungen müssen häufig wieder neu angepasst werden, doch bei spontanen Aktivitäten sind sofort viele helfenden Hände mit vollem Einsatz da, die ganz unkompliziert gemeinsam anpacken und etwas Gelungenes kreieren.
Für mich ist sehr offensichtlich, dass sich Kultur anhand von gegebenen Umständen individuell und hochspezialisiert entwickelt. Unsere deutschen Strukturen an Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Effizienz, mit dem Hang zu immer neuen Optimierungen, sind lediglich Ausdruck unserer äußeren Sicherheit und Funktionstüchtigkeit von staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen. 
So entwickelt jeder in seinem Lebensraum eine spezialisierte Lebensfähigkeit
- und wir lernen nun eine dicke Portion Geduld, Gelassenheit dazu! So manches werden wir zukünftig ganz haitianisch mit Humor nehmen, anstatt uns zu ärgern - reine Seelenhygiene  :-)

Freitag, 21. Oktober 2011

Schulbeginn


Idiani in Schuluniform

Die erste Schulwoche ist gut verlaufen. Wir müssen ein wenig nacharbeiten, doch dem französischen Unterricht an sich, kann Idiani ohne Probleme folgen. Am liebsten liest sie in dem haitianischen Geschichtsbuch.
Idianis Klasse umfasst 15 Schüler, was ein besonderes Privileg ist. Es handelt sich eben um eine gehobenere und somit auch teurere Schule, die sich nicht jedermann leisten kann. Von 8:00 bis 14:30 wird unterrichtet, für nachmittags gibt es noch zusätzliche Hausaufgaben.
Leider sind die Toiletten häufig in grauseligem Zustand und die proklamierte französische Pädagogik wird leider mit haitianischen Bräuchen vermischt: manche Lehrerinnen schlagen die Kinder mit einem Stock auf die Hand. Dh. wir hatten bereits ein erstes ernstes Gespräch mit der Direktorin :-)
Grundlegend sind wir sehr froh darüber, überhaupt eine Schule in Gonaives gefunden zu haben, die europäischen Standard nachweist. In diesem Sinne kehrt bei uns nun ein Alltagsrhythmus ein, was der gesamten Familie gut tut.


Samstag, 15. Oktober 2011

Einblick in unseren Alltag

Nun sind wir schon 10 Tage in Haiti und wir möchten Euch bisschen Einblick in das gewähren, was für uns bereits Alltag geworden ist:

- Die Hähne krähen ca. ab 4 Uhr, so steht man dann selbst auch spätestens um 6, halb 7 wirklich auf.
- Idiani fegt morgens ums Haus und den Weg zum Haus, denn die vielen Bäume verlieren viele viele Blätter.
- Die Hausfrau wischt zeitgleich erstmal den Boden, da es in Gonaives recht staubig ist
- zum Frühstück gibt es häufig creolische Spaghetti, wobei wir bisher meist europäische Cornflakes essen und uns teure Milch gönnen (2EUR pro Beutel).
- Idianis Schule wird um 8 Uhr beginnen und unser Fahrer wird sie täglich dort hin bringen, da der Fußweg zu weit wäre und die andren Kinder mit dem Taptap  (Bus) haitianische Schulen besuchen.
- Man duscht mindestens 3x täglich. Jeweils mit eiskaltem Wasser, was früh morgens und spät abends einige Quietchetöne aus dem Badezimmer entlockt
- Da von Hand gewaschen wird, wechselt man jedoch nicht nach jedem Duschen die Klamotten. Lediglich verschwitzes, wird sogleich rausgewaschen und die wirklich dreckige Wäsche, wäscht unsere liebe Waschfrau Violette 2x wöchentlich. Dies ist ein ganz anderer Umgang mit Kleidung und Dreckwäsche, als wenn man einfach die Maschine anschmeißen kann.
- Frisch gekauftes Obst wird jeweils mit Chlorox abgewaschen und damit desinfiziert, auch ins Spülwasser werden jeweils ein paar Tropfen gegeben. Dank der guten Hygiene unserer Köchin, die uns 3x die Woche verwöhnt, geht es unseren Mägen sehr gut.
- Nachmittags wird je nach Bedarf nochmal komplett nass durchgeputzt, da es bereits wieder staubig ist.
-Gegen 18:00 wird es dunkel und die Moskitos werden aktiv, so sammelt man sich eher im Haus, isst und duscht und die Kinder gehen gegen halb 8 zu Bett. Zähneputzen jeweils unbedingt nur mit Trinkwasser, da unser Hahnenwasser dem Grundwasser entspringt und es leider in Gonaives immer noch Cholerafälle gibt. Wir selbst fallen spätestens um 10 auch in die Federn (bzw. aufs leichte Leinenlaken), da man ja bereits sehr früh aufgestanden ist und einen arbeitsreichen Tag hinter sich hat.
- Geschlafen wird unter Moskitonetzen, die wir unter der Matratze klemmen, da die Viecher sogar von unten reinfliegen können.

Es ist somit ein wesentlich aufwendigerer Haushaltsalltag und wir freuen uns jetzt schon auf unsere Campingwaschmaschine, die sich in unserem Kontainer auf einem Boot befindet.

Zugleich ist es sehr schön zu beobachten, wir hier während der vielen Arbeiten Gemeinschaft gelebt wird: Wäschewaschen ist immer ein lustiges Beisammensein und da alle zur gleichen Zeit verschiedene Orte fegen, winkt man sich bereits einen Morgengruß zu.

Und mal ehrlich. vor 2 Generationen sah es in Deutschland auch nicht allzu viel anders aus - Ausnahme ist und war sicherlich die Hitze und das häufige Duschen, aber alles andere kennen unsere Großeltern sicher auch noch.

Leckerbissen sind hier auch alltäglich:
Eis wird selbst gemacht: super lecker mit frischem Fruchtsaft und Milch: eine Wonne! Selbstgekochte Marmelade zum Frühstück und jeden Mittag frisch gepresste Früchte versüßen den arbeitsintensiven Alltag. 
Der Bioabfall wird den Hasen bzw. den Hunden gefüttert, was unsere Kinder natürlich liebend gerne übernehmen. An alle Mütter: Ums Müll rausbringen wird sich aktuell bei uns fast schon gestritten :-)

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Der erste Mauerstein

Heute wurde der erste Mauerstein gelegt ... ok, noch nicht von einem Haus, sondern von unserer neuen Küchenzeile.  Die 15 Jahre alten Pressspanplatten hatten sich in ihre Einzelteile zerlegt und so manchem ungewollten Mitbewohner Zuflucht gewährt. So haben wir entschieden eine neue Küchenzeile zu mauern, was den haitianischen Gepflogenheiten und Kochgewohnheiten am ehesten entspricht.

Die HABITAT-HT Leitung, bestehend aus Dieufort (Dipl.Bauingenieur, Zimmermann), Guirlo (haitian. Architekt) und Frantz (haitian. Schreiner), nahmen zudem die ersten Planungen der anstehenden Bauaufträge auf, u.a. soll ein Kinderheim in Gonaives errichtet bzw. fertiggestellt werden.

Montag, 10. Oktober 2011

Familiengeschichtchen

Wir haben eine freudiges Familienereignis zu feiern: Charline geht hier in Haiti regelmäßig auf die Toilette, um ihre Geschäftchen zu verrichten. Irgendwie scheint dies ein ansteckendes Phänomen zu sein: als damals ihre Tante mit 2 Jahren nach Haiti ausreiste, wurde ihr erklärt, dass nun nur noch ein paar wenige Windeln bleiben würden und als diese aufgebraucht waren, war die kleine Lisa schlagartig sauber.
Juhuu.

Eine persönliche Herausforderung war für mich heute unser Mittagessen: ich habe meinen ersten Fisch ausgommen und entschuppt. Einen wunderschönen, mehrfarbig gemusterten Fisch. Als ehemals Vegetarier fiel mir das nicht leicht, aber wer hier Fisch essen will, der muss ihn auch als diesen zubereiten: Fischstäbchen oder sonstige Filetmischungen gibt es hier nicht. Man ist sich somit bewusster, was da auf dem Teller liegt :-) Hm, lecker wars!

Dieufort ist nach Port-au-Prince losgezogen, um einen Kühlschrank zu besorgen (was sind wir froh über das Vorrecht Strom zu haben!). Leider ist es mit der Dezentralisierung nicht weit her, so muss man für größere bzw. besondere Anschaffungen meist in die Hauptstadt fahren.

Samstag, 8. Oktober 2011

Es regnet, es regnet, Haiti wird nass

Wir sind mitten in der Regenzeit und es ist daher eigentlich logisch, dass es eben regnet, doch auf mich wirkt es sehr besonders. Zuvor hatte ich auf Haiti noch nie einen ganzen Regentag erlebt: es wird etwas frischer, aber nicht wirklich kühl, die Kinder bleiben alle draußen und genießen es offensichtlich.Wenn ich da an deutsches Herbstwetter denke und an die Heizungen, die nun angeschmissen werden, dann bin ich doch froh über meinen Ventilator neben mir, den ich zwar um 2 Stufen runter gedreht habe, ihn aber dennoch gerne in Anspruch nehme.

Heute morgen lief ich durch unser Haus und wünschte mir andere Vorhänge dran (das Blumenmuster ist nicht so ganz mein Ding). Im weiteren Tagesverlauf begegnete ich 3 Frauen, deren Säuglinge nicht altersgemäß entwickelt sind und die zugefüttert werden müssten, da die Mütter nicht genügend Milch haben, oder die Babys schlecht trinken (ein negativer Kreislauf). Alle 3 haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, Milchpulver zu kaufen. Eine 600 ml Dose Säuglingsmilch kostet umgerechnet knappe 10 EUR. So kehre ich abends nach Hause, betrachte die Vorhänge und finde sie gleich auf Anhieb schöner. Der Stoff für solch Banalitäten wird ein Kind für einen Monat sättigen und seine Entwickling hoffentlich anhaltend beeinflussen.

Die Prioritäten verschieben sich eben in einem Land wie Haiti... und eines Tages kehren wir ver-rückt zurück nach Deutschland :-)

Freitag, 7. Oktober 2011

Byenveni nan Ayiti

Nach einer langen Reise sind wir gestern müde, aber glücklich hier in unserem neuen Zu Hause angekommen. Nun realisiert sich ein lang vorbereiteter und bereits ersehnter Abschnitt: HABITAT-HT vor Ort voranzutreiben.
Dies beinhaltet zugleich für uns als Familie in einem zunächst fremden Land (zumindest für uns 3 Mädels) anzukommen, sich einzufinden und schließlich heimisch zu werden.
Wir wurden hier im Kinderdorf der "mission de vie" liebevoll empfangen und unsere 2 Mädchen (Idiani (7) und Charline (2)) haben, wie erwartet, sofort Freundschaft mit den Nachbarskindern, sowie Hunden und Hasen geschlossen. Der erste Schweiß ist ebenso vergossen und ich befürchte, dieser wird noch in unzähligen Mengen fließen. Die ersten Tage werden wir weiterhin mit auspacken beschäftigt sein und Dieufort widmet sich einigen Reparaturen in unserem Haus wie beispielsweise Abflüsse, Duschkopf, Fliegengitter usw.

Nun ist es inzwischen schon wieder Abend auf Haiti und an meinem Fenster krabbeln 3 süße Geckos, besondere Freunde meinerseits, denn sie fressen Spinnen, Moskitos und andere kleinere Tierchen.

Zur allgemeinen Info: wir haben zu Deutschland einen Zeitunterschied von 6 Stunden, dh.  wenn nun bei uns die Sonne untergeht (es ist es 18:00), dann ist es bei Euch bereits 1:00 nachts.

In diesem Sinne eine geruhsame Nacht an alle interessierten Blogleser.
Ganz liebe Grüße von uns allen Vieren aus Haiti