Dienstag, 26. September 2017

Dankeschön an alle Dorelus Spender




Ihr Lieben, 

diesmal habt Ihr eine ganze Weile geduldig auf unseren Bericht über dieses Spendenhaus gewartet. Wir Wittmers waren Juli bis Anfang September in Deutschland, so dass ich jetzt erst dazu komme, Euch zu schreiben. 

Im März hatten wir Euch die Situation der Familie Dorelus geschildert und bis Ende April kamen tatsächlich verschiedene Spenden beisammen. Ein inniges Dankeschön an alle, die sich an diesem Projekt beteiligt haben! Nur so konnten wir Mitte April mit dem Bau beginnen. Das Fundament war rasch aufgebessert, die Maurer zogen in wenigen Wochen das Haus hoch. Unsere Bauschreiner waren zu dieser Zeit in Pont Sondé auf einer anderen Baustelle beschäftigt, so dass nicht sogleich das Dach gefertigt werden konnte. 

Hier erhaltet Ihr beispielsweise Einblick in die Hintergründe, wie Habitat-HT so günstig Spendenhäuser bauen kann: Während die Schreiner bei einer lukrativen Baustelle der haitianischen Firma HHT-engineering tätig sind, erhalten sie ganz normal dort ihren projektbezogenen Lohn. Wenn sie nun zeitgleich oder in einer kleinen Pause für Habitat-HT am Spendenhaus arbeiten, kann der Monatslohn der Arbeiter noch weiterhin von dem lukrativen Projekt finanziert werden. So verzögern sich die Sozialprojekte öfters, da die rentablen Projekte Vorrang haben und zeitlich einem Abgabedatum unterliegen. Zugleich bleibt der Aufwand für ein Spendenhaus aber in einem finanziell geringeren Rahmen. Nur so können wir für nur 4.000 EUR ein qualitatives 3-Zimmerhaus verschenken und unseren Arbeitern dennoch einen angemessenen Lohn zahlen. 

Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, dass die Familie Dorelus so schnell wie möglich in ihr neues Zuhause ziehen kann. Haiti lehrt mich Geduld. Viele Menschen leben seit (zu) langer Zeit bereits in schwierigen Verhältnissen und mit einer konkreten Zuversicht bleibt es noch ein Weilchen länger scheinbar recht gut aushaltbar. Man arrangiert sich mit den Gegebenheiten, die uns Europäer nach kurzer Zeit zum Verzweifeln bringen würden. Hoffnung ist das Wichtigste, was den Menschen in der Saga um die Pandora-Kiste geschenkt wird. In Haiti gibt es ein Sprichwort, das besagt: „So lange Dein Kopf noch dran ist, gibt es Hoffnung, eines Tages wieder einen Hut zu tragen“. Ein statisch einwandfreies Haus besteht schließlich über mehrere Generationen hinweg und ist ein Grund zur festen Zuversicht. Dafür brachte Familie Dorelus Geduld auf und bringt uns bis heute unbeschreiblich viel Dankbarkeit entgegen. Ende Juni war es dann soweit: Alle 18 Personen zogen fröhlich singend in ihr neues Haus ein. Oma Celianise strahlt seit Baubeginn wie ein Honigkuchenpferd und wiederholt immer wieder, wie gesegnet sie sei, dass sie dies noch erleben darf. 

Diesen Dank reiche ich gerne an Euch weiter!





Freitag, 22. September 2017

Die Patenschaftsfamilie Meme

Unsere Patenschaftsmitarbeiter haben uns auf eine Witwe aufmerksam gemacht, die nach der Flut Anna 2008 alles verloren hatte. Dank des Paten konnte die zunächst obdachlose Familie Meme wieder ein Zimmer anmieten, zunächst für ein Jahr. Als die Schwester der Mutter verstarb, nahmdie Mutter Adline kurzerhand die verwaiste Nichte zu ihren 8 eigenen Kindern auf. Inzwischen lebt auch ein kleines Enkelchen mit dabei.
Um nie wieder der Flut zum Opfer zu fallen, suchen viele Schutz auf den Berghängen. Grundstücke werden für wenig Geld verkauft, doch selten erhält die Familie legale Grundstückspapiere.
Adline Meme wirtschaftete gut. Sie zahlte ein kleines Grundstück am Berg an, vor einem Steinbruch. Mit wenig Mitteln versuchte sie immer wieder den Bau voranzutreiben. Fundament und Mauern wurden so erstellt.

Die Paten beschlossen finanziell zu helfen, damit Habitat-HT das Haus fertigstellen kann.
Unser Maurerboss Joanel äußert unverblümt seinen Frust: "Lieber hättest Du mir ein neues Haus geben sollen, das ich für Dich baue! Wie soll ich da gerade biegen, was die anderen zuvor verschundelt haben?"
Mit geringen Mitteln bekommt man nur schlechtes Baumaterial, zu schmale Blocksteine die bereits wieder bröseln. Zu wenig Eisen, alles krumm und schief. Für wenig Lohn arbeiten Leute, die nicht wirklich eine Ausbildung haben. Doch wenn man angefragt wird, wäre man ja doof zuzugeben, dass man nicht die Fähigkeiten zu solch einem Job hat, der wiederum der eigenen Familie einige Wochen Lohn bringen soll.

Habitat-HT bessert die Mauern aus, schweißt Türen und Fenster und setzt diese ein, das Dach wird professionell gelegt. Vom Verputz benötigen wir schlussendlich die doppelte Menge als veranschlagt, damit man die krummen Wände etwas begradigen kann. Unsere Autos leiden, sie keuchen den Hang hinauf auf einem schmalen Pfad der von Felssteinen übersät ist und mehrere Regenrinnen hat in denen der LKW eines Tages stecken bleibt. Doch was hilft es: die Materialien und das notwendige Wasser muss ja irgendwie hin zur Baustelle.
Teilweise sind unsere Mitarbeiter am Werk, teilweise stellen wir Leute aus der Nachbarschaft an. Das ist ein wichtiges Konzept, das wir bei jeder Baustelle einhalten, um den direkten Nachbarn Arbeit geben zu können und die Eifersucht gegen die begünstigte Familie zu mindern. Ein Arbeiter outet sich als einer derjenigen, die den Pfusch verursacht hatten: da hätte man unseren Maurerboss schimpfen hören sollen.
Immer wieder wird klar, wie wichtig eine gute Ausbildung und ein minimaler Qualitätsstandard ist. 
Da spart ein armes Mütterchen ihr weniges Geld beisammen, um etwas Bleibendes für ihre 10 Schützlinge zu bauen - und letztendlich würde, ohne fremde Hilfe, eines Tages alles zusammenfallen. Das ist einfach nur traurig.
Na, die Nachbarsleute lernen nun in der gemeinsamen Zeit nochmal ein paar Basics. Joanel trichtert es ihnen mit lauter Stimme ein :-) .

 
so trafen wir den Bau an
 
das unfertige Dach konnte nicht ausgebessert werden. Alles neu.


Aushub für die Latrine; Knochenarbeit
Blick bergab

Blick bergauf 

Freitag, 8. September 2017

Es geht uns allen gut!

Hurrikan Irma ist an Haiti vorübergezogen. Wir wurden verschont.
Es regnete 2 Tage aber ohne heftigeren Sturm. Im Kinderdorf sind lediglich kleinere Äste abgebrochen. Eine Familie kam um Zuflucht bei uns zu suchen. Alle sind erleichtert.

In Gonaives leben viele Menschen nah am Meer, hier bewirken auch geringe Regenmengen Überschwemmungen. Erdrutsche an den unbewachsenen Berghängen begraben Wellblechhütten, auch hier braucht es nicht erst einen größeren Hurrikan um diese auszulösen. In diesem Sinne können wir nicht sagen, es gäbe keine Opfer. Die Wohnsituationen der Bevölkerung sind oft so unsicher, dass eben auch bei -für uns Europäer gefühlt - relativ geringen Regenmengen Schaden entsteht.

Wir sind verschont geblieben. In den Nachrichten sehen wir Auswirkungen von Naturgewalten wie Irma. Bäume werden wie Streichhölzer ausgerissen. Häuser und Autos fliegen durch die Luft, ganze Viertel sind Überschwemmt... Wir Menschen bleiben ein kleines Element. Wie oft fühlen wir uns so mächtig, als hätten wir über so manches Kontrolle. Irma mag uns daran erinnern demütig zu bleiben.
Wir danken Gott, dass wir von Ohnmachtsgefühlen und Horror verschont geblieben sind und leiden mit all denen, die es getroffen hat.

Wir werden weiterhin bauen - für sichere (Not-)Unterkünfte. Denn die Hurrikanzeit ist erst Ende November vorüber und jedes Jahr wird es erneut welche geben. Wie dankbar bin ich für unser gut gebautes Haus oben am Berghang des Kinderdorfes.

Danke für alle Gebete!

Rue Egalité
Pont K-Soleil


Im Kinderdorf sind nur ein paar Äste abgebrochen

Donnerstag, 7. September 2017

Wir sind gut im Kinderdorf angekommen und bereiten uns auf Hurrian Irma vor

... es wird also gleich stürmisch.

Alle losen Gegenstände werden in Häuser gebracht,
morsche Äste noch beschnitten,
Autos sicher geparkt,
Essensvorräte sicherer gelagert,
Gasflaschen umgelagert, 
Notunterkünfte vorbereitet mit Medikamenten, Trinkwasser, Betten etc. (wir haben 3 Häuser mit Betondächern und zwei mit verschraubten Dächern, die als sicher eingestuft werden)
Notfallplan mit allen Kinderdörflern besprochen,
alle elektrischen Geräte in sichere Häuser gebracht,...

willkommen daheim in der Karibik!

Wir beten, dass Irma uns vor größeren schäden bewahren möge!

Eure 5 Wittmers