Ihr Lieben,
diesmal habt Ihr eine ganze Weile geduldig auf unseren
Bericht über dieses Spendenhaus gewartet. Wir Wittmers waren Juli bis Anfang September in Deutschland,
so dass ich jetzt erst dazu komme, Euch zu schreiben.
Im März hatten wir Euch die Situation der Familie Dorelus
geschildert und bis Ende April kamen tatsächlich verschiedene Spenden
beisammen. Ein inniges Dankeschön an
alle, die sich an diesem Projekt beteiligt haben! Nur so konnten wir Mitte
April mit dem Bau beginnen. Das Fundament war rasch aufgebessert, die Maurer
zogen in wenigen Wochen das Haus hoch. Unsere Bauschreiner waren zu dieser Zeit
in Pont Sondé auf einer anderen Baustelle beschäftigt, so dass nicht sogleich
das Dach gefertigt werden konnte.
Hier erhaltet Ihr beispielsweise Einblick in die
Hintergründe, wie Habitat-HT so günstig Spendenhäuser bauen kann: Während die
Schreiner bei einer lukrativen Baustelle der haitianischen Firma
HHT-engineering tätig sind, erhalten sie ganz normal dort ihren
projektbezogenen Lohn. Wenn sie nun zeitgleich oder in einer kleinen Pause für Habitat-HT
am Spendenhaus arbeiten, kann der Monatslohn der Arbeiter noch weiterhin von
dem lukrativen Projekt finanziert werden. So verzögern sich die Sozialprojekte öfters,
da die rentablen Projekte Vorrang haben und zeitlich einem Abgabedatum
unterliegen. Zugleich bleibt der Aufwand für ein Spendenhaus aber in einem
finanziell geringeren Rahmen. Nur so können wir für nur 4.000 EUR ein
qualitatives 3-Zimmerhaus verschenken und unseren Arbeitern dennoch einen
angemessenen Lohn zahlen.
Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, dass die Familie
Dorelus so schnell wie möglich in ihr neues Zuhause ziehen kann. Haiti lehrt
mich Geduld. Viele Menschen leben seit (zu) langer Zeit bereits in schwierigen
Verhältnissen und mit einer konkreten Zuversicht bleibt es noch ein Weilchen länger
scheinbar recht gut aushaltbar. Man arrangiert sich mit den Gegebenheiten, die
uns Europäer nach kurzer Zeit zum Verzweifeln bringen würden. Hoffnung ist das
Wichtigste, was den Menschen in der Saga um die Pandora-Kiste geschenkt wird.
In Haiti gibt es ein Sprichwort, das besagt: „So lange Dein Kopf noch dran ist,
gibt es Hoffnung, eines Tages wieder einen Hut zu tragen“. Ein statisch
einwandfreies Haus besteht schließlich über mehrere Generationen hinweg und ist
ein Grund zur festen Zuversicht. Dafür brachte Familie Dorelus Geduld auf und
bringt uns bis heute unbeschreiblich viel Dankbarkeit entgegen. Ende Juni war
es dann soweit: Alle 18 Personen zogen fröhlich singend in ihr neues Haus ein.
Oma Celianise strahlt seit Baubeginn wie ein Honigkuchenpferd und wiederholt
immer wieder, wie gesegnet sie sei, dass sie dies noch erleben darf.
Diesen Dank reiche ich gerne an Euch weiter!
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