Sonntag, 23. Oktober 2016

*** Der Kontainer mit der Block Prokuktionsanlage ist da ***

Juuhuu! Ich (Dieufort) habe die Ware in unserem Container gestern verifiziert. Es ist alles da. Wenn alles gut geht- die Hoffnung und Optimismus stirbt zuletzt- kann ich am Dienstag mit Container und Inhalt nach Gonaives. Das wäre ein Fest. DANKE JOHANNES für Deine Unterstützung!
Weitere feste Arbeitsplätze nehmen Form an. Das Projekt HABITAT-HT lebt.Wir schaffen würdige Lebensgrundlagen.

Um dauerhaft Arbeitsplätze zu schaffen suchten wir von Anfang an nach Möglichkeiten wie wir im haitianischen Bausektor tätig werden können. Habitat-HT soll auf mehreren Beinen stehen: nicht ausschließlich durch Spenden finanziert,sondern auch durch selbst Erwirtschaftetes aus Haiti direkt. Dank der vergangenen Großbaustellen konnten wir diese Vision bereits Wirklichkeit werden lassen.
Eine Block Production festigt das eigenständige Standbein in auftragsschwachen Zeiten. Dieses Jahr z.B. hatten wir keinen Großauftrag.

Am 23.08.2016 kam der Container mit der kleinen Blockproduktionsanlage, am Hafen von Port au Prince an. ich hatte 15 Tage Gnadenfrist um diesen aus dem haitianischen Zoll zu Holen. Hört sich viel an für Europäer, die die Zustände bei den haitianischen Behörden nicht kennen. Selbst der, der engagiert und dafür bezahlt wird, kann einen in die Pfanne hauen und die Ware mit horrenden Gebühren belegen lassen, die die Mitarbeiter dann unter sich aufteilen. Der Staat bekommt nur ein Bruchteil dieser Summen (Je nach Ware, 10-45% global berechnet). Als erstes wird man mit Lappalien, wie zum Beispiel Schreibfehler, oder bei mir fehlenden Namen, also Dieufort Wittmer anstatt Jonas Dieufort C. WITTMER mürbe gemacht. Es soll der Eindruck entstehen, dass alles schwierig ist, und man auf den guten Willen des Beamten angewiesen ist. Dann kommt ein Angebot auf was auch immer von einer Basis. Wenn man nicht einverstanden ist, kommt der Wettlauf mit der Zeit. Ist die Frist abgelaufen kostet jeder weiterer Tag 40 USD. Bei mir waren es nun 44 Tage mehr, also 1.840 USD verlorenes Geld. Wenn man Niemanden kennt, der Jemanden kennt usw. ist man das Spielball der korrupten Beamten schlechthin. Sie können Dich so lange warten lassen, bis die Gebühren so hoch sind, dass sie den Wert der Ware übersteigen, und man die Ware an den nächsten Geschäftsmann verkaufen muß.
Ich bin Gott so dankbar, dass es nun so aussieht, als müßte ich nicht noch mehr Geld verlieren.

In wenigen Wochen kann ich mit einer Mannschaft von zunächst 12 Personen in die Zementblock-Produktion gehen, danach in mehreren Schichten jeweils zwei Teams beschäftigen. Weitere feste Arbeitsplätze nehmen Form an. Das Projekt HABITAT-HT lebt. Wir schaffen Lebensgrundlage.

P.S.: um Verwirrung zu vermeiden
die Blockanlage wurde von verschiedenen Personen privat vorfinanziert, NICHT durch Spendengelder. Ein Teil des Gewinnes wird in die Sozialprojekte fließen, wie es auch bei den Großbaustellen der Fall war. Spenden werden ausschließlich für Spendenhäuser oder Latrinen verwendet, sowie für die Verwaltung von Habitat-HT .

Hammercrasher zerkleinert Kies

Mixer

verschiedene Blockformen


Freitag, 21. Oktober 2016

Nachhaltige Entwicklungshilfe durch Habitat-HT



Aktuell ist Haiti bereits wieder aus den meisten Schlagzeilen verschwunden. Viele Menschen sind in den letzten Wochen aufmerksam geworden und stellen so manche interessante Frage. Es freut uns, dass sich Menschen für Haiti allgemein und unsere Arbeit in diesem Land interessieren! – nur der Anlass, der bleibt unerfreulich. 

Viele Fragen kann man nicht mit einem knackigen Satz beantworten. Um tiefer zu verstehen braucht es Zeit, sich intensiver mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen. 

Das Erdbeben 2010 war eine schreckliche Katastrophe, der Hurrikan Matthew wieder  eine Weitere. Naturkatastrophen richten in allen Ländern Schaden an und die Anteilnahme  der Weltgemeinschaft berührt mich, der Beistand und die gegenseitige Hilfe in solchen Notsituationen.

Was wäre, wenn dieser Hurrikan durch Deutschland wehen würde? Wäre das Ausmaß ebenso groß?
Ja, es gäbe sicherlich schlimme Schäden, Opfer  - während ich es schreibe wird mir der Vergleich zuwider. Man wünscht niemandem etwas so Schreckliches! Doch bleiben wir auf der Ebene theoretischer Überlegungen: Ausgeklügelte  Abwassersysteme, solide Häuser, Stromnetze die unterirdisch verlaufen, Frühwarnsysteme, Evakuierungspläne, ausgebildete Nothelfer und Sanitäter. Für Aufräumarbeiten einsatzbereite Baufahrzeuge, Suchhunde, Polizei, Militär, Feuerwehr, gut ausgestattete Krankenhäuser, Straßennetze, die Bedürftige in sicherere Teile des Landes bringen können,… Verwaltungsstrukturen, die Nothilfegelder zuverlässig verwalten, Nothilfe koordinieren etc. - all das kenne ich von Kindheit an und es hat mir stets das Gefühl von Sicherheit gegeben. 

All das existiert in Haiti in diesem Sinne nicht. 

Der Hurrikan Matthew hätte wohl in jedem Fall eine gewisse Zerstörung bewirkt, doch inwiefern wäre das Ausmaß vermeidbar gewesen, wenn Haiti wahre Entwicklungschancen bekäme den Lebensstandard zu erhöhen?
Nach einer Katastrophe werden nun wieder fleißig Notunterkünfte gebaut. Alles Baracken, die bei dem nächsten Wind wieder davonfliegen. Übergangslösungen werden in Haiti zum Alltag, da man sich die langfristige Lösung auch nach Jahren noch nicht leisten kann. Der Anblick von Zelten, Wellblech, Holzhüttchen – er wurde zum akzeptierten Landschaftsbild. Doch ist das wahrlich Haitis Charakter? 

Die Ärmsten trifft es immer am Härtesten. 

Nothilfe ist nötig und willkommen! Bitte versteht mich nicht falsch. Wir nehmen uns die persönliche Freiheit uns nicht in die Rolle der Nothelfer einzureihen.
Auch damals kamen wir nicht als Nothelfer. Es schockierte uns zu sehen, dass noch 3 Jahre nach dem Erdbeben Übergangsbauten konstruiert wurden. Davon hat sich Habitat-ht von Beginn an distanziert. Man könnte mehr Familien helfen, wenn die Häuser günstiger wären. Doch mehr Familien würden erneut Opfer werden und ihr Haus verlieren, wenn wir gewisse Standards reduzieren würden. Alle unsere Spendenhäuser stehen auch noch nach dem Hurrikan.  
Wir, die jedoch langfristig vor Ort leben und auf unsere geschulten Mitarbeiter zurückgreifen können, uns eröffnen sich Möglichkeiten, die kurzfristige Helfer nicht haben. Dadurch können wir unterschiedliche Rollen ausfüllen. Und das ist gut so. 

Wir werden nichts versprechen, was wir nicht halten können!

Akute Hilfe im Süden ist uns bisher ohne einsatzfähiges Auto nicht möglich gewesen. Aber wir werden -wie all die Jahre zuvor- obdachlosen Familien Häuser bauen, die sicher sind und zukünftigen Katastrophen trotzen. Sobald wir ein Auto zur Verfügung haben, werden wir in den Süden fahren, um dort Möglichkeiten zu evaluieren, wie wir helfen können. Auch in anderen Gebieten brauchen Menschen Hilfe in diesem Land, so wird unser Fokus immer weit bleiben. Weiterhin schulen wir Haitianer und fördern Entwicklung im Bausektor. Prävention ist immer der beste Schutz, deswegen wollen wir Standards etablieren, Arbeitsplätze für haitianische Bürger schaffen und Kenntnis über solide Baukonstruktionen vermitteln. 

Ihr seht, wir bleiben uns treu. 

Die Vision von habitat-ht richtet sein Fähnchen nicht nach dem Wind, woher gerade die meisten Spenden kommen. Jeder möge dorthin geben, wo er sich am meisten mit der Vision identifizieren kann. Gott liebt fröhliche Geber :-).


Montag, 17. Oktober 2016

Motorradunfall Dieufort - Wir danken Gott für seine Bewahrung!


Auf dem Rückweg von Cap Haitien nach Gonaives hatten Dieufort und Molière einen Motorradunfall. Wir sind Gott und seinen vielen Engeln dankbar, dass beide vor schlimmerem Schaden bewahrt blieben. Heftige Schürfwunden haben sie davongetragen. Molières Knie ist angeschwollen. Dieuforts Wunde an der Hand verheilt nicht gut, sie muss heute nochmal profesionell gesäubert werden.
Haitianische Verkehrssituationen sind eh schon gefährlich. Die vielen aktuellen Fahrten mit dem Motorrad sind es nochmal viel mehr... wir brauchen wieder ein einsatzfähiges Auto. 

Dieufort schreibt hierzu in facebook Folgendes:

" Ja, ja! Das liebe Auto. Gestern treu, und heute läßt es Dich im Stich. Seit August hat mein Ford Ranger, Jahrgang 2007 eine zunächst unklare Panne. Alle Bemühungen es zu flicken, schlugen fehl, am 8. September leistete es mir seinen letzten aber wichtigen Dienst. Es fuhr mich bis an die Grenze der DomRep, von wo aus ich meinen Flug zur Hochzeit meines Bruders in Deutschland antrat.
Die lieben Freunde, die mich begleitet hatten und eben am nächsten Tag zurück nach Gonaives fahren mußten, erlebten ein wahres Martyrium. Das Auto blieb andauernd stehen, sie mußten es fast 30 km nach Cap Haitien schieben. Dann ließen sie es bei Freunden stehen. Als ich aus deutschland zurückkam, bekam ich am 15. September die traurige Diagnose: Motorschaden!

Wieviel Geld hatte ich bereits in das alte Auto gesteckt, allein den Motor habe ich dreimal machen lassen. Jedesmal mit der Abwägung, das ich kein Geld für ein Anderes aufbringen könnte. Dieses mal ist es genau so. 2011 haben Martina und ich das Auto, welches wir unbedingt für die Arbeit von HABITAT-HT und natürlich auch privat brauchten selbst finanziert. Wir wollten die Erdbebenspenden möglichst für Bauprojekte verwenden und nicht durch den Kauf von Fahrzeugen dezimieren.
Wie sehr man in Haiti ein gutes und zuverlässiges Gefährt braucht, zeigt sich nun wieder nach dem Hurrican Matthew. Gerne würde ich in die betroffenen Gebiete fahren, um mir mit eigenen Augen ein Bild von der Lage zu machen, und zu sehen, wie habitat-ht den Menschen nachhaltig helfen könnte. Dies würde mehrere Tage in Anspruch nehmen. So kann dies nicht mit dem Kinderdorf Auto geschehen, da es eben im Kinderdorf gebraucht wird. Per Motorrad ist es unmöglich.
Also brauche ich mein Fahrzeug wieder. Am alten Motor will ich keine teure Reparatur mehr machen. Deswegen habe ich entschieden in der DomRep ein Austauschmotor einbauen zu lassen. Es kostet auch Geld, erhoffen uns dadurch aber mehr Garantie.
Vielleicht hat der eine oder andere Lust, uns bei der Reparatur des Fahrzeugs finanziell zu unterstützen. Wir versuchen seit jeher, Spenden an Habitat-ht für Bauprojekte zu verwenden. Wir haben bisher alle Autoreparaturen nicht über Habitat-ht abgerechnet, sondern privat. Bei diesem Bitte ich Euch um Hilfe. Spendenbetreff, “Habitat-ht, Fahrzeugreparatur WITTMER“  "


von außen nicht sichtbar: der Motor ist hin.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Zyklon Matthew ist vorüber

Drei Tage Dauerregen ging in Gonaives nieder. Angst war spürbar. Die Erinnerung an die beiden großen Überschwemmungen werden wach. Vorbereitungen wurden seit Sonntag getroffen: alle wichtigen Dokumente an sichere Orte bringen, Kinder und ältere Menschen zu Verwandten umsiedeln, die höher am Berg wohnen, wichtiges Hab und Gut so hoch wie möglich verstauen und Dächer nochmals festnageln, Bäume fällen, die in der Gefahr stehen auf Häuser zu fallen,... Unsere Mitarbeiter wurden Montags nach Hause geschickt, Schulen blieben geschlossen. Der Regen setzte ein.
In unserer Region ging Dauerregen nieder, Platzregen blieb aus, kein Sturm. So liefen zwar Straßen, Kanäle voll, Wasser drang in Höfe und in manche Häuser, doch wir wurden -Gott sei es gedankt!- von Erdrutschen und größeren Überschwemmungen verschont.
Im Süden ist die Zerstörung maßlos: es gibt Gegenden in denen kein einziges Haus mehr ein Dach hat. Stromnetze und Telefonnetze sind zerstört, die Zugansstraßen in den Süden unpassierbar. Von Freunden von uns haben wir seit Montag kein Lebenszeichen erhalten.
Die Schulen bleiben bei uns noch bis Montag geschlossen, im Süden wird es Monate dauern.
Die Wahlen wurden verschoben.

Das eh schon geplagte Land befindet sich erneut im Notzustand. 

Es ist ein Geschenk in einem sicheren Haus wohnen zu dürfen, einen Kanal vor der Haustüre zu haben, ein festes dach über dem Kopf, Solarlampen,... Es ist kein "Vorrecht", denn mit welchem Recht hätte ich es mehr verdient als eben diejenigen, die sich nun durch die Fluten kämpfen, als diejenigen, die ihr Zu Hause verloren, als diejenigen, die nun mit ihren Kindern auf dem Rücken um Unterkunft bitten ...
Wir sind froh, dass wir verschont blieben - und leiden mit denjenigen, die es getroffen hat.