Mittwoch, 23. November 2011

HABITAT-HT Büro

Inzwischen durften wie das neue HABITAT-HT Büro einweihen, das sich auf dem Kinderdorfgelände der Lebensmission in Gonaives/ Haiti befindet.
Das ursprüngliche Büro der Lehrwerkstatt wurde für diesen Zweck renoviert und mit einem schönen langen Schreibtisch ausgestattet, an dem bis zu 4 Personen gleichzeitig Platz finden. Aktuell arbeiten dort Dieufort Wittmer als Projektleiter und Dipl. Bauingenieur, Guirlo Pierre als haitianischer Architekt, Frantz Pierre als Bauschreiner, sowie 4 Tage pro Monat die haitianische Buchhalterin Manette Charles im HABITAT-HT Büro.
Internetanschluss und Festnetzleitung gewähren eine flüssige Kommunikation zwischen dem haitianischen Büro und dem Rest der Welt. Dank der großzügigen Spende von ITK, stehen uns zudem 2 HABITAT-HT- Laptops zur Verfügung; an dieser Stelle nochmals ein herzliches "Mèsi anpil!".


Montag, 21. November 2011

Die ganze Geschichte des Autokaufes

In Deutschland scheint ein Autokauf das Einfachste von der Welt zu sein: Du klärst Deinen speziellen Bedarf und Deine individuellen Wünsche, konsultierst Gebrauchtwagenhändler oder das Internet, suchst das entsprechende Gefährt aus, begutachtest es vor Ort, handelst den Preis aus, bezahlst und gehst zur entsprechenden Behörde, um es auf Deinen Namen anzumelden.  Ab dem Aussuchen und Bezahlen, dauert der restliche Vorgang in Deutschland höchstens einen Tag. Ich bin bereits im Voraus von verschiedenen Personen  gewarnt worden, dass diese Angelegenheit in Haiti dahingegen sehr  zeitraubend und noch mehr nervenaufreibend sein würde. Leider hatten die Personen entweder untertrieben, oder ich hatte einfach sehr viel Pech als Diaspora-Haitianer mit Zeitdruck und somit als eine potenzielle Geldeinnahmequelle für schlechtbezahlte Beamte.
Für unsere Montagetätigkeit  ist ein zuverlässiges Baufahrzeug unbedingt notwendig. Damit müssen allerlei Materialien eingekauft und unser Werkzeug sicher aufbewahrt werden, während der Baustelle. Zudem werden wir wohl öfters darin nächtigen, da die bedürftigen Familien uns selten eine Schlafgelegenheit bieten können. Leider wird in Haiti allerlei Schrottreifes aus den USA angeboten und ein neues Fahrzeug können wir uns schlichtweg nicht leisten. So verbringen wir Wochen mit der Suche, die sich in einem Radius von mehreren 100 Km befindet. Eines Tages schienen wir einen guten Fang zu machen, lediglich der Preis über stieg die ursprüngliche Planung. Durch die vielen Ausländer ist die Nachfrage auf dem haitianischen Automarkt deutlich gestiegen, ohne eine entsprechende Angebotssteigerung,  sodass sich dies direkt auf den Preis niederschlägt. Nach zwei Wochen Hin und Her und viel Zureden, hatte ich den Zuschlag für 12.500 USD. Doch später sollte sich herausstellen, dass somit nur eine der kleinsten Hürden genommen war. Die haitianische Verwaltung  ist wohl die schwierigste der Welt. Um kaufen und verkaufen zu können, muss ich eine gewisse Steuernummer „Matricule Fiscale“ vorweisen. Die bekomme ich von der Generalverwaltung für Finanzangelegenheiten ausgestellt. Eine Sache, die nicht mehr als eine halbe Stunde dauern kann, sofern der Beamte willens ist. Wenn nicht... :
·         Seit Jeane und Hanna funktioniert diese Behörde in Gonaives nur provisorisch. Als „Ausländer“ mit nicht haitianischem Ausweis, kann Gonaives mir somit dieses Papier nicht ausstellen. Ich musste also nach St. Mark, eine Stadt ca. 40-50 km entfernt.   Dieses Papier kostet laut Staat 50 HTGD. 1 Std nach der morgendlichen Öffnung gibt es angeblich keine Antragsformulare mehr und ich muss über eine eigens für diesen Zweck errichtete Unterverwaltung mit Zwischenmännern gehen. Für 500 HTGD den ein Mittelsmann bekommt, darf ich doch mit dem Direktor der Abteilung sprechen. Der will aber mindestens 1000 HTGD, da ich keinen haitianischen Pass habe. Der Tag ist nun fast vergangen, angeblich können die Herren das Papier nicht eingeben. Er muss das System überlisten. Stimmt alles nicht, es ist nur um eine erneute Geldforderung zu rechtfertigen. Da ich nun Europäer bin, keine Zeit und Lust habe, morgen nochmal anzustehen, kostet mich das nochmal 2000 HTGD. Dann schließt sich eine fingierte Anhörung an: was ich hier tue, warum ich einen deutschen Pass habe, ich könnte ein Terrorist sein,…schlussendlich bekomme ich kurz vor Ladenschluss um 16 Uhr meine Matrikelnummer.  Die Rechnung lautet natürlich „50 HTGD bezahlt“ . Immerhin. 

Jetzt kann der Kauf des LKWs auch offiziell vollzogen werden. Erst muss der Vorbesitzer Versicherung und Verkehrsschilder machen lassen, eine Vignette für das laufende Jahr kaufen und mir das alles auf Papier transferieren, damit ich als Fahrzeughalter eingetragen werde. Das hört sich einfach an, aber dafür müssen wir insgesamt 4 Tage nach St. Mark. Selbst die Polizei verlangt für einen kostenlosen Dienst  1000 HTGD vom Verkäufer und das gleiche für den Käufer.  Meine Geduld hat sich gelohnt. So haben wir einen Kleinlaster als Baustellenfahrzeug, wen es interessiert: ein Isuzu NPR, Turbodiesel , Intercooler, Baujahr 1994, klimatisiert, insgesamt ein sehr guter Zustand, nur eben etwas teuer in der Anschaffung. Da das Geld für den Kleinlaster privat vorfinanziert wurde, wollen wir über zusätzliche Fahrten für andere Personen ein Teil des Geldes wieder hereinholen. 

Mit dem privaten Fahrzeug, das wir per Fahrtenbuch ebenso als Geschäftswagen für HABITAT-HT nutzen, hatte ich sehr viel Pech und Lauferei von Beginn an. Entweder war das versprochene Fahrzeug nicht zu sehen, oder der Verkäufer brauchte es doch noch, oder ich hatte nicht schnell genug meine Zusage nebst Anzahlung gemacht, so dass das auserwählte Gefährt ohne weitere Ankündigung anderweitig verkauft wurde. Dieses Fahrzeug machte mich buchstäblich krank und anstatt mich zu erholen, fuhr ich an zwei Tagen mit hohem Fieber wiedermals in die Hauptstadt. Natürlich war der Verkäufer trotz vorheriger Beteuerung nicht gekommen und ich musste unverrichteter Dinge wieder abreisen. Am nächsten Morgen nochmal in die Hauptstadt, aber diesmal bekam ich ein Auto vorgeführt, dass ich seit Donnerstag dem 17.11.2011 mein Eigen nennen kann. Ein Ford Ranger Pickup, Diesel, Baujahr Ende 2007. Insgesamt ein gutes Auto.

Sonntag, 20. November 2011

Darf ich vorstellen: unser Kleintransporter



Es war wirklich eine schwere, langwiedrige und schweißtreibende Geburt; doch nun trägt er unseren Namen ... der Kleintransporter von HABITAT-HT.

Montag, 7. November 2011

ein Fährtchen durch Haiti...

Ein Fährtchen durch Haiti... schöne Strände neben unvorstellbarer Armut. Mir drängt sich sehr häufig die Frage auf : "Wie kann ein Mensch nur unter diesen Umständen leben bzw. überleben??"
Ein würdevolles Leben - was ist das?

-Nein, bitte keine hochphilosophischen europäischen Antworten!-

Ein würdiges Dasein in Haiti bedeutet:
- Mama und Papa bzw. eine liebevolle Familie zu haben
- ein dichtes Dach über dem Kopf
- eine Matratze zum Schlafen
- keinen Hunger
- sauberes Trinkwasser
- Schutz vor Ausbeutung und Gewalteinwirkung
- Wechselkleidung
- sich nicht in der kompletten Öffentlichkeit duschen bzw. die Notdurft verrichten zu müssen
- den Schulbesuch finanzieren zu können
- einer bezahlten Arbeit nachzugehen
- ein Lebensumfeld zu haben, das man sauber halten kann und somit Krankheiten eindämmt (das ist in den staubigen dörfern und Städten gar nicht so leicht zu finden)
- bei Krankheit einen fachkundigen Arzt konsultieren zu können
,...

Maximal 20 % der Bevölkerung erreicht in Haiti diesen Standard an Lebenswürde.

Welche Antwort läge wohl uns Europäern auf der Zunge???