Samstag, 22. März 2014

Hoffnung auf eine bessere Zukunft - ganz praktisch

Vor 4 Jahren hat das deutsche Ehepaar D. die Schulpatenschaft für den kleinen Wilguens Dérissé über die Lebensmission übernommen. Mit einem monatlichen Fixbetrag von 35 EUR, unterstützen sie die Familie dabei, die Schulkosten für den nun neunjährigen Wilguens zu finanzieren. Doch wie bei so vielen anderen Fällen, ist die Notlage der Familie Dérissé vielschichtig. Der Vater sorgte für seine Familie, in dem er außerhalb der Stadt Sand am Berg schürfte. Durch einen Leistenbruch wurde es ihm jedoch unmöglich diese schwere körperliche Arbeit auszuführen. Eine Operation inklusive der notwendigen Medikamente kostet ca. 300 USD, ein unerreichbarer Bertrag für eine Familie, deren Hauptversorger nicht mehr arbeiten kann. Bewegt angesichts dieser Notlage schickte das Ehepaar D. einen Betrag, der die OP ermöglichte und mit einem kleinen Restbudget eröffnete die Mutter sogleich einen kleinen Kommerz an der Straße, bei dem sie "Pepe", das ist Secondhandkleidung, und Materialien verkaufte. Die Menschen sitzen nicht freiwillig herum, wer die Chance bekommt ein klein wenig Arbeit zu finden oder einen Kommerz zu eröffnen, der zeigt meist viel Initiative und Opferbereitschaft. Angesichts der 65% igen Arbeitslosigkeit wird diese Chance jedoch nur wenigen zuteil.

Im Herbst 2013 besuchte das Ehepaar D. ihren Wilguens persönlich hier in Haiti, während sie an der 10tätigen Patenschaftsreise der Lebensmission teilnahmen. Wilguens ist gundlegend etwas schüchtern und bei drei weißen Besuchern verständlicherweise nochmal ein wenig mehr, doch es war ein großer Moment für die gesamte Familie. Sie konnten ihren Paten persönlich danken und ihnen sagen, wieviel Hoffnung und Ermutigung sie immer wieder in ihr Leben sähen. Dies mag schnell gesagt oder gelesen werden, doch es ist eine tiefgehende Realität, die in dem so schwierigen Alltag in Haiti entscheidende Lebensmomente prägen und Kraft spendet in aussichtslosen Situationen weiter zu kämpfen.

Familie Dérissé lebt mit 12 Personen in einem kleinen Dreizimmerhäusschen, das bereits 2 Fluten miterlebt hat und in dementsprechendem verfallenen Zustand ist. Wilguens hat noch 2 Brüder und 1 Schwester. Der Hof scheint auf den ersten Blick weitläufig, doch er wird auf 5 Grundstücksbesitzer aufgeteilt, so dass die eigene Fläche sehr klein ist, die Kinder jedoch frei mit den Nachbarn rumtollen können, da keine Trennzäune bestehen. Hinter dem Haus hatte der Vater vor langer Zeit begonnen eine Grube für eine Latrine auszuheben und mit Steinen zu mauern. Dies gefiel Herr D., so dass er einen Bauplan mit Kostenvoranschlag bei  Dieufort (Habitat-HT) einholte. Nun pumpte unser Team die Grube aus, die mittlerweile voller Wasser stand, betonierten diese und mauerte eine Duschkabine mit Toilette darauf. Was uns sehr beeindruckte war, dass der Vater ganz genaue Vorstellungen hatte und mit leuchtenden Augen davon sprach, dass wir die Toilette ganz eng an die Mauer setzen sollten, da er eines Tages ein Zimmer daran anbauen möchte. Er selbst organisierte einen Wassertank, der es ermöglicht eine Keramiktoilette mit Wasserspülung einzubauen anstelle des einfachen betonierten Plumpsklositzes. Bei allem packte der Vater mit an, die Frau versorgte unsere Arbeiter mit Wasser und Erdnussbutterbroten, die Kinder beäugten alles Treiben mit großen neugierigen Augen, ...

Dankbar und freudig empfangen sie jede Hilfe - und sie machen was daraus.

Ganz praktisch wurde das Ehepaar D. ein Hoffnungsspender für Familie Dérissé. Die zuvor ausweglose Situation wurde zu einer neuen Chance.


Laut Statistik haben nur 17% der haitianischen Bevölkerung Zugang zu sauberen Sanitäranlagen. 


Wilguens mit seiner Schwester vor dem Eingang

der Wasserkasten wird noch installiert und an den Wassertank auf dem Dach angeschlossen

Freitag, 14. März 2014

Eine Latrine für Familie Nelson

Familie Nelson besitzt ein unfertiges Zweizimmerhäusschen in unserem Viertel in Gonaives. Die Vierzigjährige Mutter leidet an der hier leider häufig vertretenen Erbkrankheit der Sichelzellenanämie. Ihre Kinder sind bereits erwachsen, bewohnen jedoch weiterhin das Elternhaus, inzwischen mit Lebensgefährten und eigenen Kindern. Keines hat die Schule beenden können. Ein kleiner Straßenkommerz hält sie über Wasser. Insgesamt leben 10 Leute in den 2 Zimmern.
Eine Toilette gibt es in der gesamten angrenzenden Nachbarschaft nicht. So liefen Nelsons jeweils ca. 8 min. einen kleinen staubigen Weg entlang, um bei Verwandten in der Nachbarstraße ihre Notdurft zu erledigen. Von Freunden erfuhr Frau Nelson von dem Latrinenprojekt der Lebensmission und bat 2013 um diese spezielle Hilfe.
Dank den treuen Latrinenspendern der Lebensmission "Jesus für Haiti" e.V. konnte Habitat-HT nun im Februar 2014 eine Latrine mit Duschkammer für Familie Nelson bauen. Von Nachbarn wird sie nun ebenso mitbenutzt.

Wasser wird aus einem Nachbarsbrunnen geschöpft. Damit die Fäkalien nicht ins Grundwasser sickern, betonieren wir die Grube stets aus. Eines Tages wird sie dann ausgehoben werden müssen, was hier in haiti noch ein gängiger Knochenjob ist - für uns Europäer unvorstellbar. Doch der Tankwagen mit Pumpe werden sie sich eher nicht leisten können.

Die strahlenden Gesichter sagen wohl "DANKE" ohne große Worte: 




Freitag, 7. März 2014

Einweihung des Lebensmissionsbüro




Feierlich wurde der Countdown gezählt bevor Heinz Österreicher, der Vorsitzende des deutschen Vorstandes, das Band durchschnitt. Für die Lebensmission ist es nicht einfach nur ein Bürogebäude. Es schwingt Nostalgie in der bewegenden Rede von Heinz mit, Fotos von 1981 zeigen das Kinderdorfgelände zu der Zeit als alles begann: Die Dornenwildnis ohne Wasser brauchte damals noch keinen Zaun, da es keinerlei Nachbarn gab, die sich in diesem trostlosen Gebiet weit entfernt von der Stadt angesiedelt hätten. Heute gleicht unser Kinderdorf einer kleinen grünen Oase inmitten von unzähligen kleinen Nachbarshäusschen, die inzwischen bis hoch zum Berg Bienac ansiedeln.
Das allererste Haus der Lebensmission wurde 2013 abgerissen. Es war inzwischen marode, von Ungeziefer und Salpeter befallen. 30 Jahre gehen eben in Haiti auch an Gebäuden nicht spurlos vorüber, es stand z.B. bei beiden Fluten 2004 und 2008 im Wasser.

HHT-engineering realisierte nun den Neubau. So ist es an Dieufort den Schlüssel an den heutigen Direktor Walner Michaud zu übergeben. Dieufort, gemeinsam mit Franz und Guirlo Pierre, als erste Generation Waisenkinder des Kinderdorfes, ein bewegender Moment. Die Generationen reichen sich die Hand, die Saat ging auf und bringt reiche Frucht.



Doch alle Anwesenden sind sich bewusst, dass dies allein durch die Gnade und Liebe Gottes möglich wurde. Unzählige Glaubensschritte liegen hinter der Lebensmission, so viele verschiedene Menschen öffneten ihr Herz und ließen sich ein auf das Abenteuer hier in Haiti mit Gott gemeinsam Geschichte zu schreiben. Jesaja 43, 18 + 19 wurde für Heinz und Helga Österreicher real: aus der Gonaiver Dornenwüste hat Gott Neues geschaffen, Wasserquellen in diese haitianische Savanne gelegt. Die Natur ist hierbei ein ganz praktisches Zeugnis, genauso all die vielen Waisenkinder, Patenschaftskinder, Angestellten und Hilfesuchenden, denen all die Jahre hindurch durch die verschiedenen Dienste de Lebensmission  Hoffnung und konkrete Entwicklungshilfe zuteil wurde. 
Walner spricht von Vision, Disziplin und Integrität - alle drei Eigenschaften werden an Gottes Hand auch die zukünftigen Jahre der Lebensmission segnen.

Danke für dieses schöne Fest und die Freundschaft zwischen Haitianern, Deutschen und Schweizern!


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Unsere administrativen Mitarbeiter dürfen nun kommende Woche freudig die 6 Büroräume beziehen. Das langwährende Provisorium im oberen Wohnhaus hat endlich ein Ende und die Sekretärin des Kinderdorfes bekommt einen eigenen Raum, an den sich das Büro des Direktors anschließt. Die 4 Patenschaftsmitarbeiter werden zum ersten Mal alle einen eigenen Schreibtisch zur Verfügung haben und durch das neue Archiv müssen nicht mehr schwere Ordner gewälzt werden, sondern man kann sich an Aktenschränken bedienen, die Hängeordner besitzen. Der schöne kleine Salon ermöglicht Teamsitzungen ohne Moskitoplagen, Staubwolken durch vorbeifahrende LKWs und Schweißflecken am Hintern, da das Bürogebäude mit Ventilatoren und geschlossenen Fenstern ausgestattet ist. Ich persönlich freue mich auf das Beratungszimmer für die Sozialpädagogin und Psychologin, sowie die sauberen zwei Toiletten, die mir viel Lauferei ersparen werden.
Mögen Gottes Herzensanliegen in diesen Räumen mit Weisheit, Liebe und professioneller Struktur geplant und weiterhin ganz praktisch in die Tat umgesetzt werden.