Samstag, 6. Oktober 2018

Jeden Abend Regen





Die Regenzeit hat begonnen und somit auch wieder die Zeit der schlammigen Straßen und anschwellenden Kanälen. Unheimlich. Jedes Jahr aufs Neue.
Gonaives liegt teilweise unter dem Meeresspiegel. Die Kanäle wurden zwar nach der letzten Flut 2008 geplant und sind seit 2 Jahren fertiggestellt. Doch der Ablauf scheint im Wohnviertel 2 km vor der Mündung ins Meer völlig unmöglich. 
Bagger schaufeln fleißig seit September die Kanäle frei von dem angesammelten Schlamm und Müll. In den höher gelegenen Stadtteilen grünt wunderschönes Schilf und wilde Wiese in den Kanälen, so dass sich dort Kühe und Ziegen tümmeln. Schweine sind auch zu finden, da sie im Müll Leckereien finden und sich im Schlamm suhlen. Mit dem Beginn der Regenzeit müssen sich die Tiere nun einen anderen Platz suchen.
Während wir die kühlen Nächte genießen und dem brasselnden Regen lauschen schweifen die Gedanken hin zu den Familien, die wir tagsüber besuchen. In undichten Verschlägen, nahe am Meer, ungefestigte Böden oder am Berghang dem Wind ausgesetzt, in Angst vor einem Erdrutsch...
Verständlich, dass die Einwohner von Gonaives Regen nicht mögen.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne wieder, der Gestank des modernden Wassers, das in Pfützen, Straßenmündungen und Kanälen steht quält die Nase.
Unsere Straße Rue Christophe soll bis 2020 geteert werden- das ist ein weiterer Schritt. Es sind noch so viele weitere Schritte zu gehen.  
Letzte Woche kam wieder mitten im Gespräch mit Freunden der traurige Satz auf: "Hochzeitsbilder? Nein, all diese Fotos und Dokumente unserer Kinder haben wir in der Flut verloren."




Kanalmündung auf den Meeresstrand hinter den Mangroven

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