Dienstag, 1. September 2015

Meine Nationalität?



Ein Leben zwischen den Kulturen


Wir sind freiwillig gegangen, ohne Verfolgung oder traumatische Erlebnisse im Heimatland - somit sind wir keine Flüchtlinge. Aber wir haben etwas gemeinsam: wir sind Fremde.

Was ist der sogenannte "Kulturschock"?  - Wikipedia spricht von folgenden Symptomen:
  1. Stress aufgrund der Belastung, die notwendigen psychischen Anpassungsleistungen zu erbringen;
  2. ein Gefühl des Verlustes in Bezug auf Freunde, Status, Beruf und Besitztümer;
  3. ein Gefühl der Ablehnung, weil man sich von Mitgliedern der neuen Kultur abgelehnt fühlt oder diese selbst ablehnt;
  4. Verwirrung über die eigene Rolle, über die Rollenerwartungen anderer, über Werte, über die eigenen Gefühle und die eigene Identität;
  5. Überraschung, Angst und Empörung, nachdem man sich des vollen Ausmaßes der kulturellen Unterschiede bewusst wird;
  6. Ohnmachtsgefühl, weil man meint, mit der neuen Umgebung nicht zurechtzukommen.
Zudem werden folgende Phasen klassifiziert:

Honeymoon-Phase

Während dieser Zeit werden die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Kultur in einem romantischen Licht gesehen – wunderbar und neu. Zieht jemand zum Beispiel in ein anderes Land, so genießt die Person das fremde Essen, die andersartige Architektur und wie die Menschen leben. In den ersten Wochen sind die meisten Menschen von der neuen Kultur fasziniert. Eine Phase der Beobachtung, die voll von neuen Entdeckungen ist.

Krise

Es fällt einem auf, was alles nicht so ideal ist in der "neuen" Kultur und man tritt häufig in Fettnäpfchen. Typisch ist der Gedanke "zu Hause wird das besser gemacht". Sprachliche Barrieren und mangelnde Kenntnis spielen dabei häufig eine Rolle.

Erholung

Man entwickelt Verständnis für die Handlungsweisen, die von der Heimatkultur abweichen und versucht sie zu verstehen.

Anpassung

Die Person hat sich in die neue Kultur integriert, sie versteht die Kultur und übernimmt teilweise sogar Verhaltensmerkmale der Fremdkultur.

Eigenkultur-Schock

Das Phänomen des Eigenkultur-Schocks (re-entry shock) beschreibt das Phänomen eines Kulturschocks bei der Rückkehr aus einer fremden Kultur in die eigene Heimat. Dieser sei dabei in der Regel heftiger als bei Eintreten in die fremde Kultur, da die Notwendigkeit einer Reintegration in die eigene Kultur in der Regel eine höchst unerwartete psychologische Erfahrung darstelle.

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Pädagogische Lehrsätze wie "genauso anders wie ich", "Anders ist auch ok", das kleine "Ich bin ich",... helfen so manche Situation mit Humor zu nehmen und über sich selbst zu schmunzeln. 

Die Auseinandersetzung mit fremden Kulturen machen wieder einmal klar: Stärken werden immer auch von Schwächen begleitet, das Eine kann ohne sein Gegenstück nicht existieren.

Letztendlich stößt man immer wieder auf die eine Wahrheit: wir sind alles Menschen - und wo Menschen sind, da menschelt es. Die menschlichen Eigenheiten überwiegen, auch wenn sie in der gelebten kulturellen Facette unterschiedlich bunt angestrichen sein mögen.

Es bleibt herausfordernd, unheimlich bereichernd und erweitert nicht nur unseren Horizont, sondern auch zugleich unser Herz.
Der Blick weitet sich: wir sind alles Geschöpfe des einen Vaters, der uns in seinem Bild geschaffen hat. Da er selbst unfassbar vielschichtig ist, können wir ihn nur in dieser kunterbunten Unterschiedlichkeit aller Kulturen, Generationen, Persönlichkeiten widerspiegeln. Milliarden kleine Puzzleteilchen, individuell einzigartig schön, setzen sich eines Tages zusammen zu einem einheitlichen Bild - das unseren Schöpfer widerspiegelt.
 Eine zu schöne Vision für den Dreck der Welt?
Es gibt Vergebung, Wiederherstellung und letztendlich Einheit im Geist zwischen reinen Herzen. - Das ist die Vision, so wird es werden.
Doch heute schon mitten in den Kulturen, mittendrinnen im menschlichen Dreck Momente dieser Einheit der Kulturen zu erleben, Teil sein zu dürfen an Wiederherstellung, Vergebung zu erleben, die Schönheit der Unterschiedlichkeit zu entdecken, ... das macht das Leben faszinierend.



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