Auszug aus dem Quartalsheft der Lebensmission e.V.
Mein Name ist Maya Gunz,
ich stehe mitten in meinem Leben und bin Schweizerin. Als passionierte
Architektin liebe ich es zu bauen und zu reisen. Seit Mitte Januar unterstütze
ich Habitat-HT hier vor Ort und entdecke die haitianische Baukultur. Zunächst
machte ich mich an die Baubuchhaltung und arbeitete mich durch alte
Abrechnungen. Es war spannend für mich zwischen Kreol, Französisch, Englisch
und Deutsch zu übersetzen und so die verschiedenen Materialien auf den
Einkaufslisten zu erlernen. Zum einen fiel mir auf, dass die Landeswährung
haitianische Gourdes innerhalb der letzten 5 Jahre stark gefallen ist – ein klarer
finanzieller Nachteil. Zum anderen wunderte ich mich darüber, wieso eine
Latrine so (scheinbar) teuer ist, also rund 1200-1400USD, je nach
Zugänglichkeit und Baugrund. Bei näherem Hinsehen entdeckt man Interessantes:
Die LKW-Ladung Sand kostet rund 55 USD, eine LKW-Ladung Schotter 40 USD. Man
bedenke, dass der Haitianer in der glühenden Hitze die Steine aus dem Berg
schlägt und mit einfachsten Werkzeugen zerkleinert, danach mit Schaufeln auf
den LKW schöpft und ein Fahrer dann das Material liefert. Den Tageslohn will
ich mir gar nicht ausmalen. In Europa würde dies ein Vielfaches kosten. Diese
Materialien sind so günstig, weil sie in Haiti abgebaut werden. Im Vergleich
hierzu kostet eine 2cm dicke Multiplexplatte rund 12-15USD pro 1m². Also etwa
in einem gleichen Preisrange wie eine vergleichbare Platte in einem Schweizer
Baumarkt und enorm viel Geld in Haiti für ein wenig Holz, wenn man bedenkt was
ein hiesiger Durchschnittslohn ist und viele Menschen hier mit weniger als 2USD
im Tag auskommen müssen. Und doch ist es das geeignetste und nachhaltigste
Material um z.B. die Eingangstüre zu einem neuen Heim herzustellen. Beim Zement
stößt man auf ein weiteres Problem: Ein Sack kostet ca. 7.50USD und sollte rund
42.5kg enthalten. Doch es wird aus den Säcken bereits im Baumarkt
herausgeklaut, so dass man nie wirklich weiß, wieviel man tatsächlich erhält
und demnach mehr oder weniger Säcke braucht. Bei der Fertigung der Latrine
selbst strebt Habitat-HT Qualität an. Es gibt eine sichere und nachhaltige Hang-
und Grubenbefestigung, der Beton wird in einem anständigen Mischverhältnis
angerührt und mit entsprechender Eisenverstärkung versehen. Die Zementsteine
werden durch Verputz geschützt, um eine dauerhafte Hilfe zu gewährleisten. Das
Volumen der Grube wird großzügig bemessen, da man weiß, dass alle Nachbarn
ebenso diese Latrine mitbenutzen werden.
Als Architektin bin ich
damit vertraut die Bedürfnisse der Kunden zu erörtern und entsprechenden Wohnraum
anzubieten. Statt Mehrfamilienhäuser mit vielen Wohnungen bauen wir hier in
Haiti Einzimmerhäuser. Doch die Frage bleibt: „Was sind die Mindestbedürfnisse einer Familie in Haiti? Und was
können wir als Habitat-HT anbieten?“ Ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis
muss gefunden werden. Würde man die Bedürfnisse zu niedrig ansetzen, wäre der
Sinn der „Hilfe“ verfehlt. Würde man den Bedarf „luxuriös“ ansetzen, wäre die
Verwaltung der vorhandenen Ressourcen (Spenden) nicht verantwortbar. Wir
möchten möglichst vielen Familien Hilfe anbieten, die dauerhaften Wert hat.
Viele spannende Fragen.
Was sind
Grundbedürfnisse, die ein Menschengrundrecht sind? Der Mensch kann ohne Schlaf
nicht leben. Sicheres Schlafen bedeutet für mich: trocken, abschließbar,
geschützt, ein Ort an dem man zur Ruhe kommen kann. Seine Notdurft an einem
sichtgeschützten, sicheren Ort tätigen zu können gehört für mich ebenso zu den
Grundrechten eines jeden Erdenbürgers dazu.
Nach all meinen
Recherchen und dem Durchforsten der Abrechnungen komme ich zu der Klarheit,
dass Habitat-HT sinnvoll auf die Grundbedürfnisse der haitianischen Familien
eingeht, sehr nutzungsbezogen arbeitet, ohne Geld für rein ästhetische Belange
zu verschwenden.
Hallo Maya,schön dich wieder mal zu sehen.Dein Bericht über die Grundbedürfnisse der Menschen,geschützte Räume zum Schlafen;blickdichte Toilette,Dusche, gerade für junge Mütter kann ich voll u. ganz bestätigen.,Es ist mir u. meiner Familie ein Anliegen,da eine Hilfe zu sein und ein Latrine/Dusche -Projekt am Hang von Praville zu finanzieren und von Habitat bauen zu lassen.
AntwortenLöschenwünsche weiter Durchhaltevermögen und Gottes Segen!
Rudolph stein