Was ich an Haiti
liebe….
Den immerwährenden karibischen Sonnenschein und das Lachen
der Haitianer. Ihr fröhliches Gemüt, überall Musik und Tanz. Die ausgeprägte
Gastfreundschaft und die Selbstverständlichkeit fast alles zu teilen. Die
kreative Transportkunst, sei es auf dem Kopf Dinge zu balancieren oder auf dem
Moto. Aus wenig macht ein Haitianer viel und dies mit den einfachsten
Werkzeugen. Hier existieren noch viele Männerfreundschaften. Murmelspiele,
Domino, Klatschreime – meine Oma würde sich in ihre Kindheit zurückversetzt
fühlen. Bioeier und Freilandhaltung sind ganz natürlich. Das Obst ungespritzt
ohne Konservierungsstoffe. Die Cola in Glasflaschen. Der Fisch ist nicht
viereckig sondern hat Gräten und einen Kopf. …
Was mich berührt:
Großeltern zu beobachten, wie sie alles geben, was in ihrer
Macht steht, um ihre Enkel zu versorgen, nachdem sie ihr Kind beerdigt haben.
Aidskranken Kindern in die Augen zu sehen und sie aufklären
zu müssen, wieso ihr Körper immer wieder so sehr krank ist.
Frauen, die selbst nicht wissen was sie morgen essen sollen,
aber dennoch ein Waisenkind aufnehmen, weil es ihr Herz bewegt.
Gastgeber, die Dir das einzige Bett im Haus anbieten und dann
selbst alle auf dem Boden schlafen. Zuvor schlachten sie ihr letztes Huhn für
Dich ohne darüber ein Wort zu verlieren.
Menschen, die tagelang mit schmerzhaften Knochenbrüchen
aushalten müssen, bis das Geld für eine OP zusammengebettelt ist.
Ich las „Simplify your life“ als ich in Deutschland lebte.
Hier in Haiti erlebt man mit wie wenig man auskommt und wie viel man mit freiem
Herzen abgeben kann.
…
Was mich wortwörtlich bewegt:
Diese Kinder im Kinderdorf haben eine Mutter, einen Vater
verdient. Nicht irgendeine. Sie haben ihre eigene Mutter und ihren eigenen
Vater verdient, die sich liebevoll um sie kümmern. Es ist nicht ihre Schuld,
dass sie ausgesetzt wurden; dass der Vater an Krankheit oder die Mutter bei der
Geburt gestorben ist; dass die Eltern vor ihren Augen ermordet wurden, …
Das Leben ist ungerecht. Wir leben in einer gefallenen Welt
voller Leid und Schmerz. Es trifft den Einen und den Anderen trifft es nicht –
oder es trifft ihn eben anders.
Das Wenige, was ich geben kann, es wird niemals die Leere
füllen, die diese Kinder so gut kennen. Aber jedes kleine Gewichtchen, das ich
in die Waagschale ihres Lebens legen kann, wird vielleicht irgendwann mit
vielen anderen kleinen Gesten der Liebe anderer Menschen diese schwere
Waagschale heben, die das Leben ihnen auferlegt hat.
Hätten nicht viele wundervolle Personen in meine eigene
Waagschale Zuneigung, Annahme, kreative Geschenke, Aufmerksamkeit, Ermutigung,
tatkräftige Unterstützung, Hilfe in Not, Finanzielle Versorgung, die Gewissheit
mich aufzufangen, wenn ich falle, Raum in dem ich mich entfalten darf und noch
so vieles mehr… gelegt; Hätte ich nicht einen Gott erlebt, der meinen Schmerz
des Mangels mit seiner Liebe heilt, würde ich heute nicht dort stehen wo ich
stehe.
Und genau deswegen möchte ich für andere auch ein kleiner
wundervoller Teil in ihrem Leben sein. Vielleicht bin ich ein ungezählter
Tropfen in dem leeren Glas. Vielleicht darf ich auch manchmal der letzte Tropfen
sein, der das Glas zum Überlaufen bringt;
der ihren Schmerz zum Frieden führt, der Leere mit Liebe füllt, der von
Gefangenschaft zur Freiheit durchdringt.
Martina Wittmer
Dieuforts Herzschlag und Vision könnt ihr gerne auf unserer Homepage nachlesen:
www.habitat-ht.org
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