Der kleine Marvens wurde am 13.Januar 2013 in Gonaives in
einem kleinen Zweizimmerhäusschen
geboren. Als 4.Kind war er der lang ersehnte Sohn, ein Familienglück. Die
Schwestern Naika (13), Jessica (11) und Lora (7) verwöhnten Marvens vom ersten
Tag an. Besonders an dieser Familie war, dass die Älteste, Naika, von einer
anderen Mutter ist, die den Vater mit dem Kind verlassen hatte. Die Stiefmutter
Marilène behandelte Naika aber wie ihre eigenen 3 anderen Kinder, es war kein
Unterschied zu erkennen, was nicht nur in Haiti etwas sehr außergewöhnliches ist.
Am 3.September 2013 fiel Marilène ohne jegliche Vorwarnung
am Vormittag vom Stuhl im Hof hinter dem Haus. Die Mädchen riefen den Vater Joanel
am Telefon an, der 3 Std. entfernt in Leogane arbeitete: „Mama ist tot! Komm
schnell!“ Durch das Geschrei der Mädchen angelockt, war sogleich eine Nachbarin
zur Stelle. Sie alarmierte Freunde und ein Auto, das Marilène zu einem Arzt
brachte. Sie war halbseitig gelähmt, konnte nicht sprechen, jegliche
Untersuchungen wiesen auf einen Schlaganfall hin. Der Arzt war kompetent, doch
es mangelte an technischen Möglichkeiten. Über Stunden hinweg versuchte man
Venen zu finden, um Infusionen zu legen, vergebens.
Der Arzt machte den Angehörigen Mut, er habe solche Fälle
bereits gehabt und innerhalb von 3 Tagen könne Marilène wieder vollkommen
hergestellt sein. Sie sei jung und habe Überlebenswillen. Am 3. Tag hatte sich
Marilèns Zustand jedoch nicht verbessert, so gestand der Arzt dem Ehemann, dass
er nichts mehr für sie tun könne. Aus kulturellem Glauben heraus, wurde sie in
ihr Heimatdorf 40 min außerhalb von der Stadt zu einem Medizinmann gebracht.
Dort verstarb sie 3 Wochen später im Alter von 27 Jahren. Ihre letzte Geste war
es ihrem Mann mit Nachdruck immer wieder 4 Finger zu zeigen: er solle auf ihre
Kinder achten.
Joanel ist ein sehr guter Maurerboss von Habitat-HT, fleißig
und ein guter Anleiter. Er selbst ist als Kind in Felshöhlen bei Terre-Neuve aufgewachsen,
da seine Mutter sich noch nicht mal eine Lehmhütte leisten konnte. Mit
Schulbildung war nicht viel, so bahnte er sich durch Arbeit einen Weg durchs
Leben. Die Familie lebte stets sehr einfach, aber durch die guten Beziehungen
untereinander glücklich. Der Tod seiner Frau traf Joanel zutiefst. Die jüngste
Tochter Lora riss sich monatelang Haare aus, Marvens verweigerte zu essen.
Naika versorgte mit ihren 13 Jahren alle 3 Kinder und schaffte nur mit ach und
Krach die Versetzung. Es lebt zwar eine Großmutter väterlicherseits im Haus,
doch mit ihren 78 Jahren ist sie definitiv keine wirkliche Hilfe mehr. Marilène
war Vollwaise, es gibt keine Verwandten, die ihre Kinder versorgen würden. Joanels
Geschwister sind sehr aktiv im Voodoo und so er lehnt diesen Kontakt ab. Es gab
viele Gerüchte, die besagen, dass diese Angehörigen Marilène den Todesgeist
geschickt hätten, weswegen sie verstarb. Haitianische Kultur ist in diesem
Sinne sehr kompliziert.
Um die Schule zu zahlen und für den alltäglichen Bedarf
aufzukommen, sowie die Beerdigungskosten abzustottern, muss Joanel weiterhin
arbeiten. Nun liegen unsere Baustellen meist nicht in Gonaives, sondern 2-3 Std
weiter entfernt. Er kann die Kinder im Alltag nicht versorgen. Es ist eine
Realität, dass er als Mann völlig überfordert ist mit der Fürsorge der Kinder,
selbst er als wohlwollender Vater. Der Zustand der Mädchen und insbesondere von
Marvens wurde immer alarmierender, so dass die Lebensmission beschloss Marvens
im Kinderdorf als Halbwaise aufzunehmen.
Marvens ist sehr kritisch angesichts neuer Kontakte und hat
einen sehr intensiven, eher misstrauischen Blick. Nach nun 3 Tagen beginnt er
mit seiner neuen Kindermama Fedlaine aus tiefstem Bauchglucksen heraus zu
lachen. An der Hand von Pudens wackelt er nun über den Hof und entdeckt sein
neues Zu Hause. Ein neuer Lebensabschnitt für ihn beginnt. Möge es ebenso die
Schwestern entlasten und so Stabilität in das tragische Schicksal bringen.
--> Marvens sucht Paten, die mit 70 EUR monatlich dazu beitragen, dass er im Kinderdorf der Lebensmission leben kann.
Marvens mit Kindermutter Fedlaine |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen